Fiktionen nach dem Krieg


Bachelorarbeit Kommunikationsdesign, FHWS 2012

Ich kenne keinen Krieg. Blut und Bomben kenne ich nur aus Filmen, Nachrichten und Fotografien. Kriegsaufnahmen kenne ich in Farbe nur aus fernen Städten, die aus meiner Heimat sind alle Schwarz-Weiß. Meine Arbeit „Fiktionen nach dem Krieg“ beschäftigt sich mit der Zeit danach, wenn sich Rauch und Militär verzogen haben und der Alltag in die geschundene Stadt zurückkehrt. Unsere Geschichte erfahrbar zu machen und Historisches fotografisch mit dem Jetzt zu verbinden sind zentrale Aspekte der Aufnahmen. Hintergrund der Aufnahmen ist die Zerstörung Würzburgs am 16.03.1945. Es handelt sich um Bilder der Nachkriegszeit in Deutschland, von heute aus gesehen. Viele der historischen Fotoaufnahmen über die ich während meiner Recherche stieß, wirken wie spontan aufgenommene Bilder. Sie zeigen neben der meist zerstörten Architektur auch Menschen, die sich in der unwirklichen Szenerie bewegen. Die Fotos wirken nicht wie artifiziellen Architekturaufnahmen, sondern werden durch die Bewohner der Stadt belebt. Man fragt sich: „Woher kommen diese Menschen? Wohin gehen sie? Was haben sie erlebt?“ Dieser erzählerische Aspekt des historischen Fotomaterials hat mich von Anfang an fasziniert und sollte in der Arbeit herausgearbeitet werden. Es geht um den Menschen in seiner urbanen Umgebung, seinem Zuhause. Man sieht keine inhaltlich aufgeladen Inszenierung, sondern entdeckt Bekanntes, vielleicht sogar seinen eigenen Alltag wieder. Es hetzten Passanten mit dem Handy am Ohr durchs Bild, Pärchen schlendern mit einem Kaffee in der Hand durch die Innenstadt oder Touristen knipsen Erinnerungsfotos vor den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Der Betrachter wird somit in seiner unmittelbaren Umgebung abgeholt. Er wird in seinem Alltag angesprochen und ohne Dramatik und Sensationalismus für das ernste Thema „Krieg und Zerstörung“ in der Geschichte und Gegenwart sensibilisiert. Er kann so vielleicht etwas besser nachempfinden, wie es damals in seiner Heimat/seinem liebsten Reiseziel zuging oder wie es momentan in einer der vielen Kriegsregionen zugehen könnte.


Bachelor thesis communication design, FHWS 2012

I don't know war. Blood and bombs are things I only know from movies, news and photographs. War photography in color I've only seen from distant cities, those of my home are all in black and white. My work "Fictions after the war" deals with the aftermath when smoke and military have disappeared and everyday life has returned to the damaged city. To experience history and photographically connect with the presence are central aspects of the photo project. Background of the images is the destruction of Würzburg on 16.03.1945. Seeing the postwar period in Germany, from a todays point of view. Many of the historical photographs which I encountered during my research, seem like spontaneously captured images. They show in addition to the mostly destroyed architecture people who move in this unreal scenery. The photos are not like artificial architectural shots, but come to life by the inhabitants of the city. One wonders: "Where do these people come from? Where do they go? What have they experienced? "This narrative aspect of historical photographic material has fascinated me from the start and should be worked out in the project. It's about the human in its urban environment, its home. You don't see meaningful sceneries, but can discover your neighbourhood in the pictures: People walking talking on the phone, couples chilling with a coffee in their hands in the city or tourists snapping souvenir pictures in front of the city's attractions. The viewer is thus picked up in its immediate environment. He is addressed in his daily life and sensitized without drama and sensationalism for the serious topic of "war and destruction" in the past and present. Maybe so you can better imagine what is currently going on in one of the many war zones around the globe.

Making of