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Nähcafé Edeltraud

– Sarah Mittermeier

Die Edeltraud ist ein intimes, kleines Café, das nicht auf die Masse und Konsum, sondern auf soziale Kontakte, das Beisammensein und darauf ausgelegt ist glückliche Momente gemeinsam zu erleben. Der persönliche, unkomplizierte Kontakt mit Händeschütteln, Umarmungen, Schulterklopfen, etc. war fester Bestandteil des Alltags im Café und hat ihn für uns und unsere Gäste so besonders gemacht. Klar ging’s auch um Kaffee, Kuchen und Aperol, aber soziale Kontakte und Zwischenmenschlichkeit waren für uns immer das Wichtigste.

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Neben dem klassischen Café-Betrieb bieten wir auch Nähkurse und Workshops zu verschiedenen Anlässen an. Hier kommen unsere Gäste in einem liebevollen Ambiente zusammen und werden kreativ. Man kann sich auch einen Arbeitsplatz mit professionellen Nähmaschinen mieten. Wir beraten unsere Kunden in fachlichen Fragen, bieten Ihnen Inspiration und Stoffe zur Auswahl oder unterstützen sie während der Nähkurse bei der Umsetzung ihrer handwerklichen Projekte. Dieses Konzept erschafft eine einzigartige Atmosphäre, eine Mischung aus produktiver Geschäftigkeit und Dolce Vita mit Wohnzimmerflair. Wechselnde Veranstaltungen wie kleine Konzerte, Open-Mic oder Lesungen runden das Ganze ab.
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Die Edeltraud im Lockdown

Vor der Pandemie war das soziale Leben bei uns unbeschwert, freudig, voller Liebe und Anteilnahme und dann kam im März 2020 der erste Lockdown. Von einem Tag auf den anderen veränderte sich der persönliche und berufliche Alltag komplett. Völlig unvorbereitet musste man sich nun Gedanken um seine berufliche Existenz machen. Natürlich überlegt man sofort, wie man seine Ressourcen anderweitig nutzen und was es für Möglichkeiten geben kann weiterhin produktiv zu bleiben. Zudem haben mich Freunde aus dem klinischen Umfeld frühzeitig auf einen Umbruch und den bevorstehenden Bedarf an Mund-Nasenschutz-Masken vorbereitet. Das war ein großes Glück für mich, denn so habe ich bereits vor vielen anderen in die Maskenproduktion investiert: Es wurden verschiedene Prototypen entworfen und durch Kundenakquise kamen schnell viele Bestellungen rein. Bald war die erste Ware vergriffen und in nächtlicher Vorarbeit wurde fleißig weiter produziert. Über einen Onlineshop und ein Marketingkonzept wurden die Masken dann vertrieben.

Allerdings zehrten die Wochen und Monate mit einer Nachtschicht nach der anderen enorm an Nerven, Rücken und Knien. Es ging nun nicht mehr nur ums Geldverdienen, sondern wirklich um das Überleben des Ladens. Das hat mir sehr zu schaffen gemacht. Gemeinsam mit meinen Mitarbeitern haben wir eine Strategie entwickelt und so den Lockdown gut zusammen gemeistert. Das hat uns noch näher zusammengebracht. Danke Hanna, Holger, Korbi und Corona!

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Während der Sommermonate war es dann möglich das Café wieder zu öffnen, aber die staatlichen Abstands- und Hygieneauflagen haben unseren gewohnten Betrieb total umgestellt und wir mussten kreativ werden und viel Neues ausprobieren. Vor allem hat sich das auf die Kapazitäten und unsere Öffnungszeiten ausgewirkt. Wir konnten wesentlich weniger Gäste begrüßen und diese nur eingeschränkt bewirten. Das Schwierigste in dieser Zeit war es, dass ich meinen Angestellten keine bzw. zu wenig Arbeit bieten konnte. Es war ein ständiges hin und her: Mal gab es was zu tun und Personal war gefragt, mal nicht. Die Anstellungsverhältnisse änderten sich monatlich und damit auch die Einnahmen und die Sicherheit der Mitarbeiter. Das beschäftigt natürlich nicht nur mich sehr, sondern war auch für meine Angestellten eine schwierige Zeit.
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Dann kam es zum erneuten Lockdown im November 2020: Die persönliche Erfahrung mit der schwierigen Situation und äußerst anstrengende erste Jahreshälfte führte dazu, dass man die Maßnahmen mit stoischer Gelassenheit hinnehmen konnte bzw. musste. Man hatte alles versucht und entweder würde der Betrieb nun überleben oder nicht. Natürlich bleibt man weiterhin flexibel und probiert ständig neues, aber die Panik aus dem ersten Lockdown hatte sich gelegt und man nahm sein Schicksal etwas gelassener. Die Gastronomie in Deutschland wurde sicherlich wesentlich besser vom Staat aufgefangen, als in vielen anderen Ländern. Zumindest den Versprechungen nach. Wenn auch verspätet und in manchen Fällen vielleicht auch zu spät, erhielt man finanzielle Unterstützung.

Dabei darf man jedoch nicht vergessen, dass Gastronomen meist hauptberuflich selbstständig sind und die privaten Kosten (Miete, Versicherung, Altersvorsorge etc.) nicht komplett durch die Hilfen des Bundes abgedeckt werden. Durch die Erstattung der Fixkosten war zwar der Laden „abgesichert“, man müsste jedoch privat sein Erspartes angreifen, wenn man welches hatte. Im ersten Lockdown hatte ich wirklich Panik und große Existenzangst, dass ich die Menschen um mich und das Ladenprojekt, in das man bereits so viel investiert hat verlieren würde. Mit viel Mut und der Bereitschaft auch private finanzielle Mittel zu investieren kommt man da hoffentlich irgendwie durch. Ich bin recht genügsam, deshalb denke ich, dass das auch noch eine Weile so gut geht. So langsam keimt auch die Vorfreude auf, irgendwann wieder öffnen zu dürfen und all die Gesichter wieder sehen zu können, die man über die Jahre so lieb gewonnen hat.
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Ich denke allerdings, dass Konzerte, Bar, Open-Mic, Geburtstage, etc. erst wieder möglich sein werden, wenn die Abstandsregelungen nicht mehr nötig sind. Aber auch wenn der Sommer 2021 mit den Regelungen des Sommers 2020 angegangen werden muss (und das muss er, denke ich), freuen wir uns unbändig darauf all die liebgewonnenen Freunde und Gäste mit Kuchen, Kaffee, dem ein oder anderen Longdrink und guter Laune bewirten zu dürfen. Es kommt, wie es kommt, man tut, was man kann und es geht immer weiter. Irgendwie. Außerdem bieten Krisen immer Chancen auf Veränderung und Weiterentwicklung. Ich bleibe optimistisch.

NEXT PROJECT

Café Rudowitz, Würzburg