Die MSZ im Lockdown
Logischerweise hat die Pandemie unseren beruflichen Alltag sehr verändert: Zuerst haben wir die Nachtgastronomie schließen müssen, denn natürlich verträgt sich das Tanzen schlecht mit dieser Virus-Pandemie. Nicht viel später war auch das Restaurant an der Reihe. Wir wollten jedoch nicht den Kopf in den Sand stecken und haben versucht unser Angebot irgendwie auf die Straße zu bringen. Im ersten Lockdown 2020 sind wir mit unseren privaten Autos (stabile Golf-Flotte!) losgefahren und haben Essen und Weinpakete ausgefahren. Uns war es wichtig keine negativen Signale und Aussagen in die Welt zu senden, sondern uns selbst zu beschäftigen und vor allem ein bisschen Positivität zu verbreiten. Wir haben gemerkt, dass wahnsinnig vielen Leuten bei der Übergabe der Lieferung der kleine Schnack an der Haustür ungemein wichtig war. So kam wieder ein bisschen Abwechslung in ihren Alltag, das war wie das Highlight des Tages, wenn es mal an der Tür geklingelt hat, weil die Leute ja 24/7 brav zu Hause waren.
Wir sehen den Umgang mit der Pandemie sehr solidarisch, denn nur wenn wir alle gemeinsam achtsam sind, kommen wir wieder schneller heraus, deshalb halten wir uns da dran. Mein Beruf lebt aber auch von Herzlichkeit: Man umarmt Leute, gibt ihnen die Hand oder man setzt sich mal für ein Gespräch zu den Gästen an den Tisch. Richtung Sommer durften wir unter Auflagen wieder öffnen und unser großer Außenbereich half uns sehr dabei die vom Staat geforderten Abstände einzuhalten. Das Hygienekonzept hat nun aber dazu geführt, dass unsere Mitarbeiter und ich zu den Gästen auf Distanz gehen mussten. Man hat eine Maske auf, schüttelt nicht die Hand, verweilt nicht am Tisch, lässt sich die Bestellung auf einem Zettel geben, um möglichst Abstand zum Gast zu wahren. Das war schon sehr seltsam, aber ich denke alle Gastronomen haben die Maßnahmen ernst genommen, da es ja auch die einzige Möglichkeit war Umsätze zu generieren. Wir haben parallel zum Restaurantbetrieb den Lieferservice weiter betrieben, weil wir ja durch das Hygienekonzept unsere Kapazitäten halbieren mussten. Mit dem eingeschränkten Restaurantbetrieb alleine könnten wir nicht auf den Umsatz kommen, den es braucht. Alles in allem haben wir uns während des Jahres mehrmals neu erfunden und es auch immer geschafft das an die Leute zu kommunizieren, das ist rückblickend betrachtet nicht selbstverständlich.
Die letzten Wochen vor dem zweiten Lockdown waren wir komplett ausgebucht, aber absurderweise war der Laden durch das Hygienekonzept dann doch nur halbvoll. Die Leute nutzen die letzte Möglichkeit nochmal um rauszugehen und wir haben vor Ort nochmal die Chance gehabt Adressen für den Newsletter zu sammeln und unser Lockdown-Angebot Face to Face zu promoten. Für uns hat sich gegen Herbst 2020 schon früh abgezeichnet, dass wir den Restaurantbetrieb wieder schließen werden. Immerhin hatten wir diesmal etwas mehr Zeit uns darauf vorzubereiten. Die gewonnene Erkenntnis, dass die Leute sich gerne mit uns austauschen haben wir einfach umgedreht und mit kleinen Videos dann Unterhaltungsprogramm produziert. Weil wir haben ja eh Zeit ;-) So haben wir unser Angebot etwas verändert: Zum Beispiel haben wir den Lieferservice nicht mehr selbst übernommen, weil hier haben wir uns einfach wahnsinnig blöd angestellt – Logistik ist halt nicht unsere Kernkompetenz. Mit den Radboten konnten wir hier einen kompetenten Partner gewinnen, die unsere Produkte emissionsfrei an unsere Gäste liefern. Uns bleibt so mehr Zeit geileres Essen zu kochen und Unterhaltungsprogramm zu produzieren. Zudem hatten wir bis Weihnachten unsere Markthalle geöffnet, in der wir verschiedene Produkte und Lebensmittel angeboten haben. Neben dem Verkauf von Weinen haben wir auch Essen in wiederverwendbaren Einmachgläser angeboten. Dabei bin ich mir sicher, dass wir das auch nach der Pandemie im Portfolio behalten werden. So kann man sich die MS Zufriedenheit mit nach Hause nehmen. Die Sachen sind lecker, haltbar und preislich erschwinglich, schmeckt aber besser als das vorgekochte Essen aus dem Supermarkt.
Wenn man sich jetzt anschaut wie die Corona-Infektionszahlen so langsam fallen, dann merkt man schon, dass die Maßnahmen erfolgreich sind, allerdings wird das noch ein, zwei Monate dauern bis Restaurants wieder geöffnet haben. Die Gastronomie lebt halt vom Kontakt mit Menschen und somit ist es nicht verwunderlich, dass wir die Ersten sind die schließen müssen und die Letzten sind, die wieder öffnen dürfen. Wirtschaftlich gesehen war 2020 auf jeden Fall eine Katastrophe, das kann man nicht schön reden. Ich denke das zieht sich aber durch sämtliche Branchen, wenn ich z. B. jetzt an die DJs und Kreativen denke, alle sind da irgendwie von den Einschränkungen betroffen und haben Einbusen. Vielleicht hat der Einzelhandel da wirtschaftlich noch einen Vorteil, aber ich hätte da auch nicht mit den Angestellten tauschen wollen und dann z. B. wütenden Kunden erklären zu müssen, warum jetzt z. B. das Klopapier rationiert werden muss. Irgendwie sind da viele Leute richtig durchgedreht und auch der Markt für die Versorgung war ganz schön durcheinander gewürfelt. Ich glaube, das war für alle in diesen Branchen auch sehr herausfordernd.
Was hingegen schön zu sehen war, ist die Erkenntnis, dass man sehr erfolgreich sein kann sich mal fünf Zentimeter Mühe gibt und kreativ wird anstatt zu jammern. Das finde ich nicht selbstverständlich und wir haben uns das alle hier im Team im letzten Jahr beweisen. Für uns eine tolle Erkenntnis auch über die Pandemie hinaus. Eventuell erweitern wir unser Angebot in Zusammenarbeit mit dem Radboten und Wülivery auch künftig um einen Online-Shop. Der Club hat zudem auch gestreamt und auch da könnte ich mir gut vorstellen, dass uns das als Werbemaßnahme erhalten bleibt oder zusätzlich zu Veranstaltungen ein Livestream vom DJ-Pult angeboten wird.
Was mir noch wichtig ist zu erwähnen: Den meisten hat dieses letzte Jahr finanziell sicher weh getan, aber diese Pandemie hat sich ja keiner gewünscht oder ausgedacht. Und man hat keinen direkten Schuldigen, auf den man mit dem Finger zeigen könnte. Das ist für viele sicher schwer zu verstehen oder zu fassen. Allerdings bekommen wir das eben nur mit einer solidarischen Einstellung schnell aus der Welt. Ich denke mit Achtsamkeit und dem Einhalten der Abstandsregeln und etwas Vertrauen in die Politik. Die muss halt auch an alle denken, nicht nur an das Individuum. Und man sollte sich in diesem Zuge mal bewusst machen was Solidarität bedeutet, um das Ganze gemeinsam und vor allem friedlich ohne komische Demonstrationen über die Bühne zu bringen.