Osteria Trio

– Henry Grätz

Ich hatte schon immer große Freude daran für Freunde zu kochen. Die Philosophie der Osteria Trio ist es, eine schöne Atmosphäre zu haben und alles frisch zuzubereiten, fast ohne Convenience Produkte. Eine einfache und frische Küche, die keinen großen Aufwand erfordert. Die Osteria Trio ist kleines Restaurant, indem die Leute eng zusammen sitzen, die Bar wird bewirtet und es herrscht eine nette und laute Stimmung. Vor der Pandemie war es im besten Fall so: samstagabends um zehn ist es hier voll, jeder trinkt Wein, es wird noch Essen bestellt, es riecht nach Muscheln, so halt! Es ist laut und gesellig, viele Gespräche mit Gästen, man redet über Essen, die Leute wollen Rezepte wissen, was für Öl und Essig wir verwenden. Das macht einfach total Spaß!

Die Osteria Trio im Lockdown

Anfang 2020 kam dann der erste Lockdown. Das fand ich damals dann schon ganz schön krass, alles plötzlich so herunterzufahren. Wir sind da allerdings sofort drauf eingestiegen, was bei uns jetzt auch nicht so schwer war, da wir mit unserer Pizza ja sowieso schon ein To-go Geschäft hatten. Wir haben die normale Karte dann etwas runtergefahren und das lief von Beginn des Lockdowns an auch recht gut. Es war Frühling und die Leute zog es nach draußen. Wir haben viel Getränke wie Aperol Spritz verkauft und die Gäste haben sich mit Pizza an den Main gesetzt. Im Gegensatz zum zweiten Lockdown, der ja jetzt schon Monate dauert, war der erste ja auch relativ schnell wieder vorüber.

Das Sommergeschäft war dann fast so wie immer, natürlich mit mehr Abstand zwischen den Gästen. Wir konnten den Außenbereich gut nutzen, sogar etwas erweitern und so gab es kaum einen Unterschied. Kurz nach der Ankündigung des zweiten Lockdown im Herbst war es wirklich verrückt, weil alle Leute unbedingt nochmal essen gehen wollten.

Nun ist schon seit Monaten alles geschlossen und das zieht sich nun echt schon lange hin. Nicht nur uns, sondern wohl den meisten Gastronomen und Einzelhändlern hat es das Weihnachtsgeschäft leider komplett ruiniert. Wir hatten im Winter dasselbe To-go Angebot, wobei die Resonanz wesentlich schlechter war. Wahrscheinlich, weil sich generell mehr Betriebe auf das Geschäft im Lockdown eingestellt hatten und die Gäste auch nicht mehr soviel draußen unterwegs waren. Gründe könnte es viele geben, aber was soll’s? Augen zu und durch! Ich kann meine Jungs und Miete bezahlen, das geht so null auf null auf, wir rutschen nicht in rote Zahlen und das ist die Hauptsache

Im Lockdown hatte man dafür dann etwas mehr Zeit für sich: Viele Dinge wurden erledigt, die liegen geblieben sind oder man hatte mal Zeit z. B. für längere Telefonate mit Freunden. Sowas kommt oft während des normalen Betriebes etwas zu kurz, denn da geht es immer sehr hektisch zu. Auf dem Weg zum Laden ist man eh schon eine halbe Stunde zu spät und nach Ladenschluss sind normale Menschen schon längst im Bett. Global betrachtet merkt man, dass es uns hier in Deutschland doch sehr gut geht. Mir fehlt es natürlich auch Leute zu treffen und nicht in den Urlaub fahren zu können. Unabhängig von Corona gibt es in der Welt größere Probleme, wie z. B. Menschen, die Hunger leiden oder mit Krieg zu kämpfen haben. Da geht es uns hier doch sehr gut. Der Staat unterstützt uns, auch wenn vielleicht der ein oder andere auf der Strecke bleiben wird. Aber alles in allem wird es doch für die Meisten gut ausgehen. Es ist halt Stillstand aktuell und ich verdiene nichts, aber es reicht, um über die Runden zu kommen und deshalb ist das so in Ordnung.

Ich freu mich unglaublich auf meine Gäste, dass hier wieder Leben ist und wir auch wieder im Team arbeiten können. Aktuell arbeiten wir immer nur abwechselnd zu zweit in der Küche, mit mehr Leuten macht es einfach mehr Spaß. Ich freue mich darauf all meine Mitarbeiter (Küche und Service) wieder hier zu haben und meine Gäste zu begrüßen. Die anstehenden Impfungen und der Sommer sind deshalb sehr verheißungsvoll. Dann wieder die Freiheit zum Reisen zu haben ist mir auch enorm wichtig, das fehlt mir sehr. Ich hole mir auf meinen Reisen immer viel Inspiration für meine Küche. Oft fliege ich für ca. eine Woche nach Barcelona, Mailand oder so und geh dort dreimal am Tag essen, um mir Anregungen zu holen. Das macht mega viel Spaß!

Ich bin mal gespannt wie der Sommer 2021 dann so wird: Ob viele noch ängstlich sind oder einige so heiß aufs Essen gehen sind, dass ihnen alles egal ist. Aber man darf ja nicht vergessen, dass Corona nicht weg ist, aber was soll’s: Wir nehmen es an, wie es kommt. Und ich denke es ist schon spannend, dass wir diese Erfahrung machen durften. Einem wird auf einmal bewusst, wie schön man es eigentlich hat, wenn man so eine Einschränkung kriegt. Ich hoffe, dass wir im Nachhinein unsere Freiheit etwas mehr zu schätzen wissen. Corona hin oder her, es kam halt so. Die Dinge sind so wie sie sind. Arsch zusammenkneifen und das Beste draus machen, was hat man denn auch für eine Wahl?

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