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Café Vue

– Joanna Mazur

Das Vue ist ein kleines Café in Containerform mit einem idyllischen Außenbereich auf dem Felix-Freudenberger-Platz (hier im Bild: der Vue Pop-up-Store in der Sterngasse). Ich betreibe es gemeinsam mit Andreas Lang und bei uns gibt es neben Kaffeespezialitäten, ausgesuchte Weine und eine frische Bistroküche mit kleinen Gerichten. Dazu selbstgemachte Kuchen und eine der besten Aussichten der Stadt. Gerne kommen wir mit unseren Gästen ins Gespräch und bieten unsere handverlesenen Produkte auch zu Verkauf an. Wir wollten einen Ort zu erschaffen, an dem man sich eine kurze Auszeit vom Alltag nehmen kann. Wir denken gerne und mit einem Lächeln an die Tage zurück, an denen wir morgens für die Leute die auf dem die auf dem Weg zur Arbeit waren, Kaffee gekocht und Abends ihnen ihr Feierabendgetränk ausgeschenkt haben. Wie oft haben wir gehört, dass es sich bei uns im Café Vue wie im Urlaub anfühlt!

Café Vue Pop-up, Würzburg
Da sich das Café normalerweise im Hochwasserrisiko-Bereich am Mainufer befindet, müssen wir leider jährlich im Oktober unsere Container abbauen und im April aufs Neue aufbauen. Das fällt uns jedes Jahr aufs Neue schwer und ist mit großen finanziellen Schwankungen verbunden. In der Sommersaison versuchen wir das täglich durch großen Einsatz zu kompensieren. Uns war jedoch von Anfang an bewusst, dass dieses Model nicht für immer so funktionieren kann, da wir ja jedes Jahr im April praktisch von null an anfangen müssen.

Für mehr wirtschaftliche Stabilität haben wir uns 2019 dazu entschlossen ein zweites Café in der Sterngasse zu eröffnen. Da wir uns immer viele Gedanken bei Auswahl unserer Lieferanten machen und die Nachfrage nach den ausgesuchten Produkten schon im Vue immer sehr hoch war, sollte das neue Objekt zunächst als Pop-up-Store fungieren. Beim Start verkauften wir zunächst nur Produkte, die wir auch im Café Vue angeboten haben, wie z. B. Kaffeebohnen, Feinkost und Weine. Parallel liefen die Vorbereitungen auf die Sommersaison, wobei das Aufstellen der umgebauten Container dabei meist der leichteste Part ist. Die Herausforderung ist jedes Jahr aufs Neue gutes Personal zu finden, das Sortiment von 0 auf 100 aufzustocken und das alles in kürzester Zeit. Mit dem zweiten Laden fiel uns da nun Vieles leichter, da wir im Pop-up unsere Ware zwischenlagern und dem Personal den Bezug zu Produkten schon im Vorfeld gut erklären konnten. Man könnte sagen, so gut wie Anfang 2020 waren wir noch nie auf eine Saison mit unserem Vue vorbereitet. Und dann kam Corona und der Lockdown im März.
Café Vue Pop-up, Würzburg

Das Vue im Lockdown

Anfangs dachten wir, dass sich alles nur zeitlich nach hinten verschieben wird. Mit der Zeit wurde aber unsere Lage immer kritischer: Wir hatten schon viel Kapital investiert, die Renovierung des Cafés in der Sterngasse war bereits gestartet und eigentlich rechneten wir fest mit Einnahmen aus dem Vue ab Anfang April. Mit steigenden Infektionszahlen schrumpfte die Aussicht die Container in diesem Jahr zum Laufen zu bringen. Wir sind darauf angewiesen die komplette Saison mitzunehmen, sonst funktioniert unser fragiles Projekt nicht. Als am 18. Mai die Lockerungen kamen, standen wir vor der schwierigsten Entscheidung in unserem Leben: Aufbauen und alles aufs Spiel setzten oder lieber dieses Jahr aussetzten und das Konzept für den Pop-up-Store ausbauen. Da die staatlichen Auflagen für uns nur schwierig umsetzbar und weitere Lockerungen in naher Zukunft damals nicht absehbar waren, haben wir uns dann entschieden das Vue 2020 nicht aufzubauen.

Café Vue Pop-up, Würzburg
Wir investierten nun viel Kraft und neue Ideen in das Objekt in der Sterngasse und bauten das Pop-up zum Einzelhandel mit einer erweiterten Produktpalette um. Da wir gleichzeitig unser Café Vue doch sehr vermissten, haben wir eine mobile Kaffeeküche angemeldet. Wir wurden mit einem alternativen Konzept kreativ und durften bei unseren Freunden in der Waldschänke Dornheim und beim Festungsflimmern Kaffee und andere Spezialitäten anbieten. Dafür sind wir sehr dankbar! Parallel haben wir es geschafft den Pop-up-Store, als festen Laden zu etablieren, man könnte meinen wir haben ein bisschen an Sicherheit gewonnen. Der Sommer verlief somit gut, jedoch mit den steigenden Zahlen im September kehrte die Angst vor einem erneuten Lockdown zurück.
Café Vue Pop-up, Würzburg
Am 1. November erwischte es dann zuerst wieder die Gastronomie. Wir haben uns zu diesem Zeitpunkt schon mehr als Einzelhändler definiert und versuchten so weiterhin das Beste aus der schwierigen Situation zu machen. Wir bereiteten uns vorsichtig auf das Weihnachtsgeschäft vor, wobei die Schwierigkeit 2020 darin lag den Warenbestand richtig zu kalkulieren. Man wusste ja nicht wie es weiter gehen wird und ob man auch die Möglichkeit hatte seine bestellten Waren zu verkaufen. Der folgende harte Lockdown war dann wie ein Schlag ins Gesicht. Wir standen vor Weihnachten mit einem vollen Lagerbestand und einem geschlossenen Laden da, das war echt bitter.
Café Vue Pop-up, Würzburg
Unsere Kunden blieben uns jedoch immer treu und bestellten weiterhin über Click & Collect und so konnten wir dennoch unsere Waren verkaufen. Sie waren es auch, die uns das ganze Jahr über mit ihrem Vertrauen angetrieben haben und uns somit durch die Pandemie geholfen haben. Unser Ziel war auch immer für das Vue gewesen die Würzburger als Stammgäste zu gewinnen, trotz einer sehr touristischer Lage am Mainufer. Das haben wir uns auch wieder für das Jahr 2021 vorgenommen: Für unsere liebgewonnen Gäste weiterhin da zu sein, wenn auch die aktuelle Lage es nicht zulässt langfristig zu planen.

Das Jahr 2020 war lang, es ist nichts passiert und trotzdem so viel. Es hat uns gelehrt, dass egal was wir planen oder wie gut wir uns vorbereiten: Alles steht auf sehr fragilen Füßen und liegt nicht immer in unserer Hand. Es hat uns gelehrt kreativ und offenzubleiben und es hat uns einander näher gebracht. Dafür sind wir dankbar.

NEXT PROJECT

Osteria Trio, Würzburg