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Café Rudowitz

– Oli Rudowitz

Auf meinen Reisen in Großstädten wie Hamburg oder Berlin fielen mir vereinzelt die gemütlichen Cafés mit alten Möbeln und Tapeten auf. Sowas gab es damals in Würzburg noch nicht und so ist das Café Rudowitz 2011 entstanden. Die Idee war es einen Ort zu schaffen, an dem man sich in gemütlichere Zeiten wie z. B. den 50ern oder 60ern zurückversetzten konnte. Ein einfaches Café mit hausgemachten Kuchen ohne großen Schnickschnack und einer Atmosphäre zum Wohlfühlen, wie im Wohnzimmer zu Hause. Ein Rückzugsort, wo nicht alles Hip und Chic sein muss, sondern es einfach und gemütlich zugeht. Zum Entspannen, Verweilen und Entlschleunigen.

Café Rudowitz, Würzburg

Das Rudowitz im Lockdown

Zwei, drei Wochen vor dem ersten Lockdown 2020 haben sich ja schon Maßnahmen angekündigt, allerdings wusste man noch nicht was auf Einen zukommt: Wie entwickelt sich die Pandemie und auch die persönliche wirtschaftliche Lage weiter? Ende Februar, Anfang März sind die Leute auch nicht mehr wirklich rausgegangen und das hat sich schon negativ auf das Geschäft ausgewirkt. Im Lockdown war dann erstmal alles dicht und auch die angekündigten Hilfen haben anfangs etwas auf sich warten lassen. Es war alles sehr ungewiss: Wie lange werden die Betriebe geschlossen, wann darf wieder geöffnet werden bzw. wie wird es weiter gehen?

Café Rudowitz, Würzburg
So hatte ich im März und April geschlossen und im Mai dann wieder geöffnet. Die auferlegten Hygienevorschriften und Abstandsregeln haben den Betrieb jedoch sehr eingeschränkt, denn durch die reduzierten Kapazitäten konnten einfach nicht so viele Gäste wie sonst bewirtet werden. Die Leute waren zwar froh endlich wieder herauszukommen und das Wetter zu genießen, aber konnten nicht wie sonst in den Stoßzeiten zu siebt oder acht am Tisch gemeinsam sitzen. Die Stadt Würzburg kam uns etwas entgegen und hat die Bestuhlung im Außenbereich großzügiger genehmigt. Unsere reduzierte Platzanzahl hat sich jedoch deutlich bemerkbar gemacht und so konnte man die Verluste aus dem ersten Lockdown erstmal nicht ausgleichen. Zudem kam erschwerend hinzu, dass ich viel mit Aushilfen und Studenten arbeite, die sich natürlich nach der Schließung im März zum Teil umorientiert haben oder weggezogen sind. So musste ich mir erstmal wieder einen neuen Personalstamm aufbauen, den ich dann jetzt im zweiten Lockdown schon wieder so halb verloren habe. Das geht auch vielen Kollegen so, deren Personal sich verständlicherweise nach krisensicheren Beschäftigungsverhältnissen umgesehen hat, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Café Rudowitz, Würzburg
Ab dem 2. November kam zunächst dann der „Lockdown Light“, welcher aus gastronomischer Sicht aber auch aus der der Gäste doch etwas unverständlich war. Die Leute haben sich an das Hygiene- und Abstandskonzept gehalten, die Infektionszahlen waren zunächst noch relativ niedrig, dennoch mussten alle gastronomischen Betriebe schließen. Das war echt heftig, aber die Ankündigung der staatlichen Coronahilfen waren ein kleiner Lichtblick. Ich biete aktuell ein begrenztes Angebot zum Mitnehmen an, welches im November und Dezember 2020 auch gut angenommen wurde. Damals hatten noch Einzelhandel, Friseure usw. geöffnet und die Straßen waren viel belebter als jetzt im Februar 2021. Bei gutem Wetter und am Wochenende geht das Geschäft besser, weil die Leute nach Draußen zum Spazieren gehen und sich Kaffee und Kuchen holen. Unter der Woche ist es allerdings sehr ruhig
Café Rudowitz, Würzburg
Es gibt zwar nach wie vor staatliche Hilfen, die jedoch über Honorar-pflichtige Steuerberater beantragt werden müssen und es wird sicherlich noch Monate dauern bis wir wieder Umsätze generieren können. Ich denke, die Gastronomie wird als eine der letzten Branchen wieder öffnen können. Ich freue mich darauf endlich wieder ein volleres Programm zu fahren und die Gäste wieder richtig zu bedienen. Die Leute brennen sicherlich darauf spätestens im April wieder raus zu kommen und in Cafés und Restaurants zu sitzen. Beruflich hat man aktuell natürlich schon Bedenken, ob man es 2021 schafft die Rückstände wieder aufzuholen, denn man weiß ja aktuell auch nicht wie sich die Situation weiter entwickeln wird. Deshalb habe ich auch überlegt mich beruflich umzuorientieren und eine Fortbildung zum Sommelier zu beginnen. Eventuell soll das hier im Café Rudowitz integriert werden oder aber auch in Form einer Anstellung woanders, das werden wir sehen.
Café Rudowitz, Würzburg
Ich persönlich habe das Gefühl, dass die Politik den Sommer verschlafen hat und mit halbherzigen Maßnahmen gezeigt hat, dass sie nicht auf das Ausmaß der Pandemie vorbereitet war. Das hat sich auch an den fehlenden Strukturen und Latenzen bei der Bearbeitung der Soforthilfen gezeigt. Das war ein Fahren auf Sicht ohne wirklichen Plan.

NEXT PROJECT

Maíz, Würzburg